Unter Synthetischer Biologie ist eine Weiterentwicklung im Bereich der molekularen Lebenswissenschaften zu verstehen, mit deren Hilfe elementare Lebensvorgänge besser erfasst und biotechnische Komponenten mit neuartigen Eigenschaften entwickelt werden sollen. Ihr Ziel ist die Herstellung künstlicher Organismen. Dabei operiert die Synthetische Biologie zwar weitgehend mit den gleichen Materialien und Methoden wie die Gentechnik, integriert aber auch ingenieurswissenschaftliche Verfahren. Während in gentechnischen Verfahren einzelne Gene in bereits existierende Organismen eingebracht werden, will die Synthetische Biologie neue Organismen erzeugen und diese in technische Prozesse einbinden.
Die Synthetische Biologie steht als eigenständiger Forschungsbereich erst am Anfang ihrer Entwicklung. Bei den technischen und normativen Problemstellungen gibt es neben neuen Aspekten viele Überschneidungen mit der Gentechnik. Das gilt auch für Hoffnungen auf Fortschritte bei der medizinischen Diagnostik und Therapie sowie für Befürchtungen hinsichtlich nicht kalkulierbarer biotechnischer Risiken.
Mit der Synthetischen Biologie stellt sich eine Vielzahl von Fragen, die gleichermaßen philosophisch wie gesamtgesellschaftlich brisant sind: Welche Risiken müssen bedacht werden und welche sinnvollen Anwendungen sind zu fördern? Wie verändern sich Ökosysteme durch die Erzeugung neuer Organismen und welche Werte oder Güter sind dabei zu schützen? Wann können wir überhaupt von Leben beziehungsweise von einem lebendigen Organismus sprechen? Was hat als natürlich und was als künstlich zu gelten? Auf dem 4. Ethik-Forum wurde unter anderem diesen Problemstellungen in einem interdisziplinären Dialog zwischen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften nachgegangen.