Ethik-Forum:

Die Nutztierhaltung in der konventionellen Lebensmittelproduktion erzeugt zahlreiche ethische und rechtliche Problemstellungen: das gilt insbesondere für den immensen Landverbrauch in der Futtermittelproduktion, die Verschmutzung von Wasser, Luft und Böden durch tierische Abfälle, die an Nutztiere verabreichten Hormone und Antibiotika oder den enormen Ausstoß von Treibhausgasen durch Atmungs- und Verdauungsprozesse. Dem hohen Fleischkonsum werden überdies gesundheitliche Risiken zugeschrieben. Er steht im Verdacht neben der unerwünschten Aufnahme von Hormonen und Antibiotika auch Erkrankungen wie Krebs, Typ-2-Diabetes oder Arthritis zu begünstigen. Vor allem aber ist der Umfang der die im Rahmen der Intensivtierhaltung verursachten Schmerzen, Leiden und Schäden weder nötig noch hinnehmbar.

Politik und Gesellschaft reagieren auf die normativen Problemstellungen mit technischen Maßnahmen. Für eine flächenmäßig extensivere, effizientere und zugleich ertragreichere Futtermittelproduktion kommen Verfahren der Gentechnik sowie des Digital Farming zum Einsatz. Auch wird nach Wegen gesucht, auf im Labor erzeugtes In-vitro-Fleisch oder auf Insekten als Proteinquellen zurückzugreifen. Das Bundeskabinett hat überdies im Februar 2019 den Gesetzesentwurf für die Einführung und Verwendung eines staatlichen Tierwohlkennzeichens in der Schweinehaltung beschlossen. Andere gesetzliche Initiativen zur Verbesserung der Situation von Tieren in der Lebensmittelproduktion sind dagegen verschoben worden. Es gilt denn auch als umstritten, ob die eingeleiteten Maßnahmen einen durchgreifenden Beitrag zur Verbesserung des Tierwohls leisten können.

Im Mittelpunkt des 12. Ethik-Forums steht die Fragestellung, ob aus ethischer Sicht Tierwohl und Ernährung unter den gegenwärtigen Bedingungen der Lebensmittelproduktion überhaupt noch miteinander zu vereinbaren sind oder eine grundsätzliche Revision unserer Einstellungen und Haltungen zum Tierwohl geboten ist.

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